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Die Sage vom Wegerbaschi

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Denkmal in Geschinen zur Erinnerung an den legendären Baschi

Der Wäger Baschi

 

Der starke Baschi, wie wir ihn aus der Volksschule in Erinnerung haben...

Unter den Geschichten, die in der heiligen Bibel stehen, gibt es eine, die vor allem den Knaben die liebste ist und die sie gerne zwei und dreimal lesen. Es ist die Geschichte vom tapferen David und dem Riesen Goliath. Ein Goliath sein, so denken die Buben, so gross und so stark, das wäre halt schön, da müsste man sich nicht mehr so leicht fürchten.

Von einem solchen Goliath, der aber weder ein Philister noch ein hochmütiger Prahlhans war, sondern ein echter Schweizer und ein wackerer, tapferer Christ, der erst ab der Mitte des 18. Jh. im Oberwallis lebte, wollen wir in dieser Schrift berichten, was glaubwürdige Leute während mehr als zwei Jahrhunderten in Chroniken, Anekdoten und Erzählungen über ihn festhielten.

Im damaligen kleinen Bauerndorf Geschinen (Goms / Oberwallis) wurde 1759 ein extra grosser Knabe geboren, dessen Schutzpatron St. Sebastian war - der heilige Soldat. Sein Vater hiess Weger und so nannte man den Jungen später landauf und landab nur noch den Weger Baschi.

Weil nun unser Baschi einen dicken, schwarzen Krauskopf, breite Schultern, astdicke Arme und Beine schon auf die Welt mitbrachte, als Geburtstagsgeschenk vom lieben Gott, und weil im Goms die gesündeste Luft zu atmen ist, die es geben kann, und weil die wackeren Walliser Kühe und Geissen sowie die fruchtbaren Weizen und Roggen Äcker eine kraftvolle Ernährung garantierten, schoss der junge Baschi sehr rasch in die Länge und Breite, wie ein Baum, der auf gutem, sonnigem Waldgrund wächst, und seine Knochen und Nerven wurden so stark und dauerhaft, als wären sie aus Stahl und Eisen. In allen Gemeinden des Oberwallis erzählt man die Geschichten vom Weger Baschi.

Die nachfolgenden Darstellungen werden uns derart begeistern und überzeugen, dass wir selber sagen müssen: "War das ein Kerl, der Baschi!"

Der Weger Baschi war von Beruf Bauer wie damals fast alle Leute im Oberwallis. Nebenbei beschäftigte er sich als Schreiner, ganz besonders aber mit der Säumerei. Ein Säumer ist fast dasselbe was ein Fuhrmann; nur braucht es keinen Wagen, dafür aber ein kräftiges Pferd mit guter Lunge und starkem Rücken. Im Hochgebirge sind nämlich gute, breite Strassen viel seltener als im Unterland, so dass vielerorts mit Wagen und Karren nichts anzufangen ist. So legen die Leute im Gebirge ihre zu transportierende Ware einem wackeren Gaul oder einem Maulesel auf den Rücken und ziehen damit hinauf ins höchste Gebirge und wieder zurück ins Tal. Solche Säumer zogen nun in früheren Zeiten auch aus dem Oberwallis nach Uri, ins Tessin und Unterwallis; nach Norditalien oder eben hinüber ins benachbarte Haslital im Berner Oberland. Und gerade diesen letzteren Weg beschritt der Weger Baschi mit seinem braven Pferd des öfteren.

vgl. David A. Schmidt: Weger Baschi. Denkmal-Einweihung Weger Baschi Geschinen (Goms/Wallis) Oberwald/Brig-Glis, 2001

Der junge Baschi (aus dem Lesebuch der 3. Klasse, des Kt. Wallis)

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Baschis Jugend

(Felix Schmid erzählt die Sage in walliserdeutschem Dialekt, zum besseren Verständnis steht unten eine wörtliche Transkription)

Wenn man durch das obere Goms hinauffährt, sieht man wie die Dörfer mit ihren Häusern mit ihrem lärchenen Holz, von der Sonne schwarz gebrannt unter einem Waldhügel oder in einer Mulde sich zusammendrängen wie eine Koppel Schafe, die unter einem Felsen oder einem Baum ein bisschen Schatten suchen oder sich vor der Hitze schützen. Ja, die Dörfer suchen den Schutz vor Lawinen, die im Winter ins Tal donnern und schon manches Dorf begraben und viele Menschleben gekostet haben.

Aber nicht von den Lawinen und den Toten will ich jetzt erzählen: In unserem Lesebuch für die Dritte Klasse, das schon vor Jahrzehnten aus den Schulstuben verschwunden ist; stand auch die Geschichte vom Weger Baschi drin. Seit dem das Buch verschwunden ist, hat man auch die Geschichte des Weger Baschi vergessen, darum will ich nun hier die Geschichte von „ dem starken Baschi“ jetzt erzählen. Kommt man von stattlichen Hauptort Münster übers Feld[1] trifft man in der Mulde, fast versteckt, das kleine Dorf „Geschinen“. Man sieht die Ortstafel, fährt vorbei, denn man will ja über die Pässe[2]oder durch den Tunnel[3]; aber wie in vielen Gommer Dörfern würde es sich auch hier lohnen, anzuhalten und einmal auszusteigen und sich die alten, schöne Walliserhäuser anzuschauen. Eines dieser schönen Häuser heisst noch heute das „Wegerhaus“. In diesem Haus ist Wegerbaschi geboren, aufgewachsen und hat dort gewohnt bis er gestorben ist[4]. Schon bei seiner Geburt, seine Mutter war eine grosse, dicke Frau, war Basche ein toller, grosser (strammer) Bube- und einen Appetit hatte das Kinde, es ging auf wie Backhefe[5] und schon bald war er um einen halben, dann um einen ganzen Kopf grösser als die gleichaltrigen Kinder. Mein Gott, was gibt das eines Tages für ein Mann; bevor er (es[6]) zwanzig Jahre alt war, war er schon weitaus der grösste und der stärkste Gommer.

 Genealogie: http://www.obergommer.ch/genealogie/5017.htm

[1] Richtung Grimsel/Furka

[2] Nufenen, Furka, Grimsel

[3] Bahntunnel Oberwald – Realp

[4] Der Wegerbaschi der Sage hat nie in diesem Wegenerhaus gewohnt, er war ein entfernter Verwanter der bekannten Offiziersfamilie (in fremden Diensten) Wegener.

[5] Wuchs rasch und wurde gross und stark

[6] Übliche Versächlichung von Personen: für Frauen und Männer, z.B. ds Chrischti (Christian) es sagt, es tut…

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Der Weger Baschi als Säumer

Neben der Landwirtschaft (der Arbeit als Bauer) war Baschi auch Säumer. Entweder über den Griespass ins Welschland (Italien) oder über die Grimsel nach Meiringen zog er vom Frühjahr nach der Aperung bis zum Herbst mit seinen Maultieren ein paar Mal die Woche, und so kannte er bald einmal jede Kurve des Weges auswendig. Gewöhnlich zogen  (fuhren) ein paar Säumer miteinander; die Maultiere kannten den Weg auch, immer das gleiche Tier zog voraus, die anderen in Einerkolonne hinten nach. Eines Tages passierte es, dass, bis Baschi sein Maultier beladen hatte, die anderen Säumer schon fort waren und die Ulricher und Obergestler auch schon weg waren.  „Potzblitz, was ist denn heute los! Nun gut, meinetwegen, mein Esel (Maultier) und ich finden den Weg auch allein!“ murmelt er bei sich und nimmt den Weg Richtung Grimsel unter die Füsse. Er kann träumend seinem Maultier nachtrotten:  – Noemi will ihm nicht aus dem Kopf und er denkt bei sich: ‚Wie schön er  es jetzt bei der haben könnte, wenn sie ihn nicht verschmäht hätte!’ Kaum bemerkt er, dass er schon bald Guttannen erreicht, dort wo die ersten Tannen auf beiden Seiten des Weges stehen; als plötzlich das Maultier (Geleit = Begleitung) stehen bleibt, denn eine riesige Tanne liegt quer über dem Saumweg. „Was ist jetzt das, es hat doch in den letzten Tagen nicht so stark gewindet, als dass diese Tanne umgerissen worden wäre. Er geht näher ran und sieht, dass diese Tanne frisch umgesägt worden war. Nun geht ihm ein Licht auf: „Aha, darum sind die anderen Säumer am Morgen so früh weg, aber wartet nur, dieses Mal geht euch der Schuss nach hinten los!“  Der Baschi gerät sonst nicht so rasch in Zorn (in Rage), aber dieses Mal ereifert er sich sehr. Er geht zur Tanne, reisst die armdicken Äste weg, führt sein Maultier ganz nahe an die Tanne, lässt sich auf die Knie nieder und nimmt das Maultier mitsamt der Saumlast auf seine Schultern, mit seinen langen Beinen überschreitet er die Tanne, stellt den Esel (Maultier) auf der anderen Seite ab und murmelt: „So, Kollegen, macht es jetzt auch so!“ und geht gemütlich weiter.  Die anderen Säumer, die sich auf der Seite hinter einer Fluh versteckt hielten und Baschi beobachtet hatten, machen nun ganz lange Gesichter; mehr als eine Stunde brauchen sie, um die Tanne zu zersägen, bis sie nun mit ihren Saumtieren auch weiterkamen.

Den Baschi zu necken, haben sie darauf nie mehr probiert.

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Weger Baschi und der Maulesel auf dem Stalldach

 

Wieder zog der Baschi mit seinem schwer beladenen Lasttier über die Grimsel. Gerade da, wo mächtige Felsen einerseits und ein flachdachiger, niederer Kuhstall anderseits den Saumweg stark einengten, stiess Baschi mit einem Berner Säumer zusammen, der einen leeren Maulesel führte. Der Berner

wollte nicht rückwärts ausweichen und verlangte recht unbescheiden, dass der Baschi seinem Pferd die Ladung abnehmen müsse, um nebeneinander vorbeizukommen. Baschi war anderer Meinung, geht zum Maulesel, packt ihn und lüpft ihn auf das Stalldach und verabschiedet sich mit den Worten: "So, da hast für deine Höflichkeit; kannst ihn nun selber herunter holen!" und geht seines Weges

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Weger Baschi und die Haslitaler Schwinger

 

Weger Baschi überquerte erneut den Grimselpass. Sein gutes Pferd war schwer beladen, denn auf jeder Seite des Tragsattels hing ein wakkeres Lägel Walliser Wein. Endlich erreichte Baschi Meiringen. Dort war Schwinger- und Älplerfest, wo sich die Sennen und Gemsjäger des Haslitales und Umgebung im Schwingen, Ringen, Steinstossen und andern Künsten übten, denn ein jeder wollte gerne Schwingeroder Ringerkönig werden. Wie nun der Baschi daher schritt, wie eine lebendige, wandelnde Tanne, so gross und gerade, riefen sie dem Walliser zu: "He!, Baschi - wagst du auch einen Hosenlupf mit unsereinem zu machen?"

Der Baschi erschrak nicht im mindesten. "Ja, ja" rief er ", ich muss nur noch dem Tier die Last abnehmen." Und er führte den Gaul vor das Wirtshaus, wo er allemal zukehrte, schnallte den Sattel los und hob ihn mitsamt den zwei Lägeln Wein so leicht und gemach vom Rücken des Pferdes, als wäre das Ganze ein Federkissen. Ha, ha, war das lustig zu sehen, wie die Haslitaler erschrokken die Augen aufsperrten, als sie das gewahrten. Und sieh! Während Baschi das Tier in den Stall führte und ihm kräftig Heu in die Krippe schob, machten sich die baumlangen Haslitaler still aus dem Staube und verbargen ihren Heldenmut hinter den Häusern, damit nicht ihre 24

Ehre einen Riss bekäme. Als der Walliser auf den Ringplatz kam, war keiner der Schwinger mehr zu sehen in der ganzen Runde. Der Baschi spottete: "Habt ihr das Büebli auch nirgends gesehen, das mit mir schwingen wollte?"

Weger Baschi und der Grimselwirt

 

Tags darauf schritten der Baschi und sein Pferd zur Grimsel zurück. Wie er nun beim Hospiz Einkehr hielt, gratulierte ihm der Wirt gleich zu seinem leichten Sieg in Meiringen unten. Bis da herauf war schon die Kunde gedrungen von der Grosssprecherei der Meisterschwinger in Meiringen und deren , feigem Rückzug. I= Dagegen meinte der Wirt, er habe doch einen im Haus, der selbst ein Baschi zu Boden brächte, sein Hund nämlich, der auch wirklich ein rechter Bärenkerl war. Was tut unser Baschi? Er stellt sich mit dem Rücken gegen die Wand und sagt: "Kannst ihn kommen lassen!" Und in aller Wut sprang der gewaltige Hund an den Baschi heran. Der fasst ihn am Ober- und Unterkiefer und reisst ihm den Schädel entzwei, wirft dem Wirt die Stücke und den übrigen Hund vor die Füsse und sagt: "Da hast das Blagg!"

 

Weger Baschi in Sitten

 

Baschi ging einmal nach Sitten. Es war Viehmarkt und eine Menge Leute beisammen. Da ging es zu und her, wie es eben geht auf Märkten, wenn die Kühe viel gelten und der Wein kräftig und schmackhaft ist. So liess sich unser Baschi zu einer Wette hinreissen, eine schwere Kuh auf seinen Rücken zu heben und damit durch die Strassen hinaufzuziehen. Und er tat es, als wäre es ein kleines, leichtes Kälblein. War das ein Gaffen und Staunen von allen Seiten! Sogar zum hochwürdigsten Bischof kam die Meldung von Baschis Tat. Da unser Bischof ein leutseliger und gütiger Herr war, hätte er gerne sein stärkstes Diözesan-Kind gesehen. Man führte also den Baschi ins bischöfliche Haus zum Gnädigen Herrn. Er unterhielt sich sehr freundlich mit Baschi und bat ihn zuletzt, einen wackeren
Sack zu holen, den er mit Korn auffüllen könne. Wenn er diesen Sack, ohne zu rasten, selber hinauf nach Geschinen trage, dürfe er das Getreide behalten, andernfalls müsse er es wieder zurückbringen., Baschi lächelte auf den Stockzähnen und holte sich anstatt eines Kornsacks einen gewaltigen Strohsack, wie man ihn anstelle einer Matratze zum Schlafen gebraucht. Diesen wollte er mit des Bischofs Korn füllen. Da begann des Bischofs Verwalter zu zetern, ja so sei es nicht gemeint, und lief zum Bischof. Den aber freute Baschis Einfall und er sprach: "Sack ist Sack, ist es kein Kornsack, so ist es eben ein Strohsack!"
Baschi füllte also den Sack, band ihn tüchtig zu, hob ihn auf seinen mächtigen Rücken und sagte: "Vergelt's Euch Gott!" Darauf sprach der Bischof zu ihm: "Den ersten Laib Brot, den ich aus diesem Korn werde backen lassen, werde ich dir dann nach Geschinen schikken, denn er war ganz sicher, den Sack werde selbst ein Baschi nicht heimbringen, so dass er sein Korn wieder zurückbekomme. Hierauf erwiderte Baschi keck: "Mein lieber Bischof, jetzt liegt es an mir zu zeigen, wie der Gommer sein Brot bäckt", und stapfte von dannen, das Rhonetal aufwärts, begleitet von einem Knecht des Bischofs. Sie schritten ohne Halt an Siders, Lenk, Visp und Brig vorbei. Der Knecht war schon müde wie ein Jagdhund nach langer Jagd. Der Baschi hingegen zeigte keine Spur von Ermüdung. Als sie nach Mörel kamen, wo ein hoher Kirschbaum prächtige Kirschen feil hielt, tat Baschi mitsamt seinem Strohsack voll Korn einen Sprung in die Höhe und pflückte ein kleiner Ast voll Kirschen herunter, von denen er natürlich auch dem Knecht zur Erfrischung gab. Als dies der begleitende Knecht sah, dachte er zu sich: "Ja, da ist Hopfen und Malz verloren, ich kehre lieber um." Der Baschi schritt ohne Knecht nach gut fünfzehstündigem Marsch noch aufrecht in Geschinen ein. Sein Wort aber hielt er und nach wenigen Tagen schon reiste ein Gommer Brot, aus bischöflichem Korn gebacken, nach Sitten hinunter und traf wohlbehalten beim Bischof ein.

Weiter Sagen erzählt von Felix Schmid

In Sitten auf dem Markt

Das Korn des Bischofs

Der verliebte Baschi

Schwingerfest im Meiringen

In fremden Kriegsdiensten

Baschis Tod

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