Trost und Klage
Es gibt aber auch Sprichwörter, die wollen in gewissen Situationen Trost spenden:
Keis fer du' Himmil, keis fer d Hell. Hab ich keines für den Himmel, habe ich wenigstens auch keines für die Hölle; als Trost der Kinderlosen. Andere klagen: Der aalt Tagg ischt as Blagg. Das Alter ist etwas Schlechtes.
Chleinig Gloggiltini teenunt öü. Kleine Glocken tönen auch. (Wander, I/1726/51) Auch der Klein, der Schwache kann sich durchsetzen; dessen Leistung ist wertvoll. Variant: Chleini Güege machunt öü Mischt. Kleine Tiere machen auch Mist.
Uff an grobe Chlotz keert an grobe Kcheil. Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil.
In der Noot frisst der Tiifil Fleige. In der Not frisst der Teufel Fliegen. (Wander, 3/1047/81). In der Not ist man zu allem bereit.
Kei Rägo ooni Sägo. Kein Regen ohne Segen. (Wander, 3/1559/76). Es gibt kein Missgeschick, Unglück ohne einen gewissen Nutzen.
Rinnt nit so tropfots. 'Rinnt es nicht, so tropft es. Wander, III/1594: "Regnet es nicht, so tropft es doch." (vgl. Seiler, 96). Bedeutung: Wenn auch nur langsam und in kleinen Mengen, geht es trotz dem vorwärts, wächst es trotzdem.
Schmallvee macht öü Mischt. Kleinvieh macht auch Mist. Wander, II/1392: "Kleinvieh macht auch Mist.". Bedeutung: Dieses Sprichwort variiert teilweise den Sinn von : 'Klein, aber oho!'. Auch die kleinen Leute (geistig oder körperlich) vermögen grosse Dinge zu verrichten.
So geits uff discher Wäält, der eine het du Sakch und der andre ds Gäält. 'So geht es auf dieser Welt, der eine hat den Sack und der andere das Geld.
Wander, I/14 6/ll9: "Der eine hat das Geld, der andere den Beutel:" und 1427/148: "Wie gehts so ungleich in der Welt, der eine hat den Beutel, der andere das Geld." (vgl. Kirchhof er, 241; Stucki, 37). Dieses Sprichwort will die Ungerechtigkeit der Welt aufzeigen, und mit dem Zeigen, dass es nun mal so ist, auch teilweise entschuldigen.
Gäält macht Gäält. Geld macht Geld. Variante: hier findet sich in den meisten Fällen noch der Zusatz: ...und keis Gäält frisst Gäält. Wander,I/1486/407: "Geld schafft Geld." Bedeutung: Wo schon Reichtum ist, kommt immer noch mehr hinzu. Mit dem Zusatz: Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer.
Jede müess mit schiiner Hüt in di Gäärwi. Jeder muss mit seiner Haut in die Gerberei. Als Variation von Wander, II/440/59: "Jeder kann seine Haut gerben lassen, wo er will." (vgl. auch Nr. 61). Diese Variation ergibt auch einen Bedeutungswandel. Hier bedeutet dieses Sprichwort: Jeder muss sich seines Tuns selber verantworten.
Nit ghäbets ischt baalt kchochets. Nichts gehabt ist bald gekocht.
Wie bei Lipperheide, 664: "Niit ist bald kuit (gekäut).". Bedeutung: Aus Nichts kann auch nichts werden.
Waa nit ischt, verdäärbent d Miisch. 'Wo nichts ist, verderben die Mäuse. Wander, III/1019/87: "Wo nichts ist, da kompt nichts auss." (vgl. Lipperheide, 664). Bedeutung: Wo nichts ist , können nicht einmal die Mäuse leben. Aus nichts wird auch nichts.
Arschafft Gott du' Haso, arschafft äär äü du' Waso. 'Er schafft Gott den Hasen, erschafft er auch den Wasen. Kirchhafer, 129: "Beschehrt Gott den Hasen, so bescheert er auch den Wasen." (vgl. auch Stucki, 29; Guggenbühl, 31). Bedeutung: Dieses Sprichwort ist der Ausdruck von Gottesvertrauen. Gott erhält alle seine Geschöpfe.
Chumi nit hiitu', so chumi de mooru. 'Komm ich nicht heute, so komm ich (dann) morgen.' Varianten: ...so weisi de mooru', dass i ubermooru' daa bi. (A), Wander, II/1466/7: "Chuma n'i nit hütt, so chuma n' i de morn und vilicht gar übermorn. (Bern)" (vgl. auch Sutermeister, 59; Kirchofer, 148; Mieder, 215). Bedeutung: Mit diesem Sprichwort werden die Faulen und Langsamen gehänselt und damit zur Eile angetrieben. Es ist aber auch die Antwort der langsamen und Faulen auf Eile und Unrast.
Äss git kei Schado, wa' nit a' chleine Nutzo' derbii ischt. "Es gibt keinen Schaden, bei dem (wo) nicht ein kleiner Nutzen dabei ist.' Seiler,180:"Es ist kein Schadli, es ist auch ein Nutzli.". Bedeutung: Beim grössten Schaden ist noch ein kleiner Nutzen dabei.