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Maaninu

Wenn ich mir vorstelle, für uns angehende Jugendliche war das ein romantischer Anlass.  Einfach erklärt heisst Maaninu um den Vollmond herum Mist auf die Wiesen tragen – Kuhmist, wohlverstanden.

Im Herbst, wenn die Wiesen abgeweidet waren, mussten sie gedüngt werden. Dazu hatte man den Kuhmist den ganzen Winter über auf den Miststock geworfen und hat ihn im Sommer über, (das Vieh war ja auf der Alp) ruhen lassen, so dass es zum Teil schon etwas vermodern konnte. Im Herbst wurde dann auf der anderen Seite des Kuhstalls ein neuer Haufen begonnen. Waren nun im Herbst die Wiesen abgeweidet, konnte man den Mist ausbringen. Da aber die Zeit Ende Oktober, anfangs November bis zum ersten Schnee kurz war, musste man sich beeilen. Kurzerhand hat man die hellen Vollmondnächte dazu benutzt, den Mist auch während den frühen Nachtstunden auszubringen. Übrigens, der Mist wurde im Rückentragkorb, der Tschifra, auf dem eigenen Buckel auf die Wiese befördert, so eine Ladung konnte bald einmal 20 bis 30 Kilo wiegen, und Spötter sagten: «Die leichteste aller Arbeiten ist Misttragen, da ist man die Hälfte der Zeit ohne Last!» Natürlich mussten wir Kinder, wenn immer möglich, nach der Schule (die begann ja am 2. November) noch rasch ein bis zwei Stunden mit unseren extra kleinen Tschiferlinu (man beachte hier den im Walliserdeutschen unüblichen Diminuitiv)  Misttragen. Aber hiess es dann: «hiitu am Aabu tie wer Maaninu», da begannen wir uns zu freuen. Aus dem ganzen Dorfe strömten Jugendliche zusammen zum Maaninu, endlich durften sie am Abend einmal aufbleiben, endlich einmal raus und es war Nacht und Knaben und Mädchen waren dabei. Vielleicht sogar der Schulschatz. Man stellte sich in die Reihe, bekam den Kratten vollgeladen und dann ging es ab, im Mondschein, entweder schneller, wenn das Mädchen schon weg war oder langsamer, damit es einen einholte. Endlich mal vertraute Zweisamkeit, so ein Weg konnte schon mal bis zu einer Viertelstunde dauern und dann kam ja noch der gemütliche Rückweg – hei, wie romantisch, da schlug das Herz bis zum Hals. Traf man dann endlich auf die Begehrte und sie wurde erst noch nicht von einem Rivalen umgarnt. Sprach man sie keck an: «Öü hie am Mischtträägu?» Viel mehr lag in der jugendlichen Gehemmtheit nicht drin. Aber im Mondschein, gemeinsam mit der schweren Last den holperigen Weg hinüber zur Wiese, und dann leicht, leer, beschwingt zurück zum Mischthoff – wie romantisch!

Volmar Schmid, 25. 03. 2024

 

 

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