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Autorenbildvolmar.schmid

Müetertagg

Aktualisiert: 11. Mai 2020


«Müetertagg», welch ein Zauberwort, endlich konnten sich die Männer und die Kinder der Ehefrau und Mutter für das ganze Wirken das Jahr über bedanken. Schon früh wurden wir vom Vater geweckt, die Mädchen mussten auf die benachbarte Wiese und pflückten dort einen wunderschönen Blumenstrauss; vor allem das Gelb der «Schwiimeije» leuchtete in der guten Stube. Wie Knaben bereiteten das Frühstück vor, wir mussten uns beeilen, den bald schon kehrte die Mutter vom «Hirtu» zurück. Wir schnitten die wohlriechende «Tretscha», die unsere Mutter am Vortag gebacken hatte, legten heute an diesem Festtag die «Konfitüür», die Mutter im letzten Herbst selbst eingekocht hatte, ins «Konfitüürgschirr» und legten den Käse; Mutter hat in letzten Sommer auf der Alpe selbst gemacht, daneben. Das Besteckt hatten wir gestern mit viel «Gjäiss» noch selber getrocknet, kam neben den Teller; strahlend begrüssten wir sie am gedeckten Frühstückstisch, zwar musste sie sich zuerst noch waschen und umziehen, dann aber setzte sie sich danken an den Tisch. Selbstverständlich konnten wir uns fast selbständig für den kommenden Gottesdienst anziehen, selbstverständlich gingen wir ohne zu murren auf die zweite Runde der vorher unzulänglichen Morgentoilette, natürlich banden wir unsere Schuhe selbständig, klar hallte, uns Vaters «Alls Güeta zum Mütertagg!» noch nach.

In der Predigt dankte der Pfarrer allen Müttern für ihr tagein, tagaus tätiges Wirken; er rühmte unser Mütter über den grünen Klee, empfahl uns aber auch unsere toten Mütter in den von unseren Müttern liebevoll gepflegten Gräber nicht zu vergessen und bat uns inniglich unser aller Mutter, die Gottesmutter Maria, zu gedenken, und ja nicht die abendlichen Maiandacht zu verpassen. Nach dem Gottesdienst gab es Apero – für die Männer, denn die Frauen mussten ja heim, kochen, denn heute war ja Muttertag, da gab es ja ein Festtagsmenu. Mit diesem Festtagsmenu haben wir alle unseren Müttern nochmals herzlich gedankt; der Kuchen, den sie nebenbei auch noch gebacken hatte, schmeckte vorzüglich und wir Kinder haben doch einmal, fast ohne zu murren das Geschirr gewaschen und getrocknet.

Der Rest vom Tag hatte die Mutter wie jeden Sonntag frei: vgl. https://www.walliserdialekt.ch/post/und-am-siebten-sollst-du-ruhn-homage-an-unsere-m%C3%BCtter

Bürchen, 10. Mai 20

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