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Geländeformen und Flurnamen

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Wer die Handfläche auf eine 50'000er Karte legt, findet mit Sicherheit zweimal den gleichen Flurnamen. Ein Phänomen, dem ich diesmal etwas genauer nachgehen möchte, darum habe ich mich entschlossen, in diesem «Kleinen Wörterbuch» häufigen Flurnamen und ihrer Bedeutung nachzuspüren. Als Ba­sis für die Sammlung gilt die Landeskarte der Schweiz im Massstab 1:25'000 und es wurden nur Namen aufgenommen, die mehrmals vorkom­men und solche mit denen Geländeformen grundsätzlich beschrieben wer­den. Als Grundlage für die Schreibweise gilt – wie für die übrigen Beiträge das «Kleine Walliserdeutsche Wörterbuch» – mein, mit der Zeit etwas abge­flachter, Ausserbergerdialekt. Ich übernehme bewusst nicht die Schreib­weise der Karte, wurden doch hier viele Namen in ein künstliches Schrift­deutsch umgesetzt oder phonetisch an das übrige Schweizerdeutsche angegliedert (z.B. Holzgrabe > Holzgrabo; Aussenberg > Üsserbäärg, Ranft > Raanft). Wo Namen schwierig zu erklären waren oder sich nicht so einfach ins Hochdeutsche transferieren liessen, zeigt auch die Karte die ortsübliche Lautung (z.B. Maachi > Maachi(n), was nichts anderes sagen will, als das «Chi(n)» bei St. German). Die Nasalierungen markiere ich durch ein in Klammer gesetztes «n» (z. B. Ba(n) = der Bann).

Bei Namen, die nicht generell eine Geländeform bezeichnen oder näher bestimmen, habe ich ver­sucht je ein Beispiel mit dem Koordinatenfeld der Landeskarte der Schweiz zu belegen: also die Beispiele liegen rechts der ersten und oberhalb der zweiten Koordinate.

Zur Entstehung der Namen habe ich ein paar interessante Beobachtungen gemacht; sehr oft be­zeichnen sie einfach die Sache selbst (Holz, Bach, Matta, Ägerta etc.), die aber dann in vielseitigen Zusammensetzungen spezialisiert werden, z.B. mit anderen Allgemeinnamen (Bachtola), mit der Funktion (Milibach, Maarchgrabo), mit der Eignung (Chüebodo, Schaafmatt) mit der Ausdehnung oder Form (Breitmatta, Chrummbach; ein besonders faszinierendes Beispiel habe ich in der Ver­gleichsform Bischofchappa unterhalb des Glishorns gefunden), oft gibt der Name auch die Lage an (Unnerbäch, Üsserbinn, Oberwald, eine Kombination zwischen Lage und Form scheint mir im Wort Widerfald [643/123] zu liegen, es ist der Ort, wo das Gelände «wieder fällt»), manchmal gibt den Name auch den Besitzer an (Walterbiel, Perrigalpjl), manchmal die Farbe (Griewald, Wissi Riischa) oder die emotionale Betroffenheit (Fiischterschlüecht).

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Volmar Schmid in: Wir Walser, Heft 2001/1 und 2001/2

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